Nun existieren wie bereits erwähnt portable Mini-PCs im Handheld-Format schon seit vielen Jahren. Die ersten Palmtop Computer, damals auch oft als PDA vermarktet, gibt es schon seit den 1990ern. Im Jahre 2006 erschien dann mit dem GPD Win der erste Vorreiter der aktuellen Generation, die gegenwärtig mit Handhelds wie dem Aya Neo Air Pro ihren Höhepunkt erreicht, das Gerät ist elegant, leicht, kompakt, da ähnlich groß wie eine Switch, mit einem OLED Display ausgestattet …und kostet ab satten 1400 Euro aufwärts.
Und hier kommt dann auch das Steamdeck ins Spiel. Valve bietet eine durchaus schlechtere Ausstattung allerdings tatsächlich eine leicht bessere Spieleleistung als besagter Aya Neo Air Pro, da Valve sich von AMD eine eigene APU, eine Mischung aus CPU und GPU auf einem Die, hat entwickeln lassen, während die kleinen chinesischen Konkurrenten eben auf (Laptop-) Hardware von der Stange zurückgreifen müssen. Dazu möchte Valve mit dem Deck naturgemäß auch Steam promoten und bietet seinen Handheld entsprechend zu absoluten Kampfpreisen an.
Das Steamdeck wird in insgesamt drei Varianten vertrieben. Den Einstieg gibt es für 419 Euro mit einer internen 64GB großen „SD-Karte“, die mittlere Version ist für 549 Euro erhältlich und kommt mit einer richtigen NVMe SSD mit 256GB Speichervolumen und das größte und teuerste Modell für 679 Euro enthält noch mal die doppelte Speichermenge, also 512GB, allerdings zusätzlich als einzige Version ein geätztes Display, was letztlich einer Entspiegelung entspricht.
Die sonstige Hardware ist bei allen Steamdecks identisch, es gibt also keine Leistungsklassen. Verbaut ist eine spezielle AMD APU auf ZEN 2 Basis, also letztlich aus der gleichen Hardware-Generation, die auch in der Playstation 5 und Xbox Series verbaut sind, mit einer vierkernigen CPU die von 2,4 bis 3,5GHz taktet und einem vier kernigem RDNA 2 Grafikchip mit einer Leistung von 1,6 TFlops (FP32). Wem dies nichts sagt, dies ist minimal schwächer als die originale Playstation 4 aus dem Jahr 2013 mit 1,8 TFlops aber vier Mal so stark wie die 0,4 TFlop einer Switch. Die Berechnung von Gleitkommaoperationen (Flop) gibt allerdings letztlich nur einen groben Richtwert für die Leistungsfähigkeit eines Grafikchips. AMD ist bei dieser Angabe zum Beispiel auch immer ein klein wenig unter den Chips von Nvidia bei gleicher Leistung. Zum groben Vergleich, eine noch aktuelle GeForce 3090 erreicht heutzutage inzwischen 35,58 TFlop, die aktuell schnellste Konsole, die Xbox Series X, erreicht immerhin 12 TFlop (Playstation 5: 10,28 TFlop), diese Geräte spielen also in völlig anderen Ligen.
Dazu kommen 16GB modernes LPDDR 5 RAM, ein 7 Zoll großes 60Hz IPS-Touchscreen-Display mit 1280 x 800 Bildpunkten im 16:10 Format mit einer Helligkeit von bis zu 400 Nits, ein sechs Achsen Gyroskop, WLAN mit 2,4 und 5 GHz, Bluetooth 5.0, 3,5mm Audio Klinkenbuchse, zwei Stereo Lautsprecher, ein USB-C Anschluss und ein Steckplatz für Micro-SD Karten. Neben den üblichen Gamepad Sticks und Buttons verfügt das Steamdeck außerdem noch über zwei Trackpads.
Kommen wir also zurück zu meiner unvernünftigen Entscheidung. Diese fällte ich nach monatelangem Für und Wider am 7. September 2022 und orderte mir für letztlich 675 Euro (es wurden vier Euro Rabatt gewährt, warum auch immer) die „Luxusvariante“ des Steamdecks. Das Datum ist an dieser Stelle nicht ganz ohne Bedeutung, denn es geschahen kurz darauf zwei Dinge: Zunächst konnte Valve in dieser Zeit die Warteschlangen der Vorbestellungen massiv abbauen, als ich nach exakt einem Monat am 7. Oktober das Gerät in den Händen hielt war zumindest in Europa für zwei Modelle ein direktes Bestellen ohne Reservierung möglich. Was letztlich bedeutet, dass demnächst neue Märkte erschlossen werden in denen das Steamdeck bisher nicht erhältlich war. Den Anfang macht jetzt demnächst Ostasien, wahrscheinlich wird danach dann Australien folgen.
Gleichzeitig fiel der Preis im Endkundensegment für die verbauten NVMe SSDs im 2230 Formfaktor um die Hälfte. Sprich, die bis Mitte September ab 200 Euro erhältlichen 512GB m.2 Module sanken überraschend auf knapp 100 Euro. Mit anderen Worten, wer jetzt die günstigste Variante und zusätzlich die SSD selbst kauft und einbaut kommt für um die 520 Euro merklich günstiger davon, verzichtet allerdings dann auf den entspiegelten Bildschirm.
Das Steamdeck nutzt Steam OS als Betriebssystem, eine von Valve angepasste Version von Arch Linux mit einem KDE-Desktop. Diesen muss der Nutzer jedoch gezielt aufrufen, die Konsole startet direkt in den Big Picture Modus von Steam. Dieser wiederum ist eine eigene Anwendung und komplett getrennt vom normalen Steam-Client, der dann auch noch zusätzlich auf dem Desktop aufrufbar ist. Die Steam Oberfläche im Big Picture Modus entspricht nicht exakt der gewohnten Windows-Fassung, sondern bietet zusätzlich jede Menge Einstellmöglichkeiten für das Deck, inklusive vieler Systemfunktionen wie Uhrzeit, Bildschirmhelligkeit oder der Formatierung von SD-Karten. Das unterliegende Betriebssystem bekommt der Anwender also in der Regel gar nicht zu Gesicht - und wer ausschließlich auf seine Steam Bibliothek zugreifen will braucht es auch nicht.
An dieser Stelle ist dann jedoch anzumerken, da das Steamdeck im Kern letztlich ein normaler X86 PC ist, lässt sich auch Windows installieren. Das hat letztlich aber ein paar Haken, denn die normale Windows Version von Steam beinhaltet wie erwähnt die gesamten Systemeinstellungen nicht, hier muss alles über das Betriebssystem selbst eingestellt werden. Dazu bietet es sich an gesondert eine extra Bildschirmtastatur zu installieren.